Eine knappe Mehrheit der Deutschen (51 Prozent) beurteilt die geltenden Corona-Auflagen dem ARD-DeutschlandTrend zufolge als ausreichend. Das sind acht Prozentpunkte weniger als zu Monatsbeginn, wie aus einer Befragung von infratest dimap für das ARD-Morgenmagazin hervorgeht. Für 32 Prozent gehen die aktuell geltenden Einschränkungen angesichts stark steigender Neuinfektionszahlen dagegen nicht weit genug, während 15 Prozent sie als zu weitgehend erachten. Zwei Prozent machten keine konkreten Angaben.
Im Vergleich zu Anfang Oktober ist die Anzahl derjenigen gewachsen, denen die geltenden Einschränkungen zu weit gehen (plus vier Prozentpunkte) und denen die Maßnahmen nicht weit genug gehen (plus fünf Prozentpunkte). Die Kontrollen zur Einhaltung der bestehenden Corona Maßnahmen bewerten 50 Prozent der Befragten als nicht weitgehend genug. 34 Prozent empfinden die Kontrollen als ausreichend, zehn Prozent gehen die bestehenden Kontrollen zu weit. Sechs Prozent machten keine konkreten Angaben.
Infratest dimap befragte von Donnerstag bis Samstag 1036 Wahlberechtigte.
Zahl der Intensivpatienten steigt deutlich an
Nach dem Treffen des sogenannten Corona-Kabinetts hat Regierungssprecher Steffen Seibert erklärt, dass der Anteil der Infektionen in der älteren Bevölkerung wieder deutlich ansteigt. Die Zahl der Patienten auf den Intensivstationen sei auf 1304 gestiegen, von denen 592 künstlich beatmet werden.
Demnach sei auch mit steigenden Todeszahlen zu rechnen - denn die Erfahrung zeige, dass relativ viele Patienten, bei denen diese Behandlung notwendig ist, an Covid-19 sterben.
In zahlreichen Kommunen, so Seibert, kämen zudem die Gesundheitsämter mit der Nachverfolgung der Infektionen nicht mehr nach - trotz intensiver Bemühungen. Angesichts der sich zuspitzenden Entwicklung hat das Corona-Kabinett auch über die Koordination der medizinischen Kapazitäten gesprochen. So finden nun Beratungen statt, wie Patienten verlegt werden können, wenn die Versorgung in bestimmten Krankenhäusern nicht ausreicht, und welche Gruppen mit einem zukünftigen Impfstoff als Erste geschützt werden sollen.
Doppelt so viele Infektionen gemeldet wie vergangenen Montag
Die Gesundheitsämter haben nach Angaben des Robert-Koch-Instituts vom Montagmorgen 8685 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet. Erfahrungsgemäß sind die Fallzahlen an Sonntagen und Montagen niedriger, auch weil an Wochenenden weniger getestet wird. Am Montag vor einer Woche hatte die Zahl der Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden bei 4325 gelegen. Am Samstag war mit 14 714 Neuinfektionen ein neuer Höchstwert seit Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland erreicht worden. Die Zahl der Todesfälle überstieg am Wochenende die Marke von 10 000 - 10 056 Menschen sind verstorben.
Insgesamt haben sich dem RKI zufolge seit Beginn der Pandemie bundesweit 437 866 Menschen mit dem Virus infiziert. Das RKI schätzt, dass etwa 321 600 Menschen inzwischen genesen sind.
Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag in Deutschland laut RKI-Lagebericht vom Sonntag bei 1,45 (Vortag: 1,36). Das bedeutet, dass zehn Infizierte knapp 15 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab. Zudem gibt das RKI in seinem Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert am Samstag bei 1,39 (Vortag: 1,38). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor acht bis 16 Tagen.
Spahn wendet sich an die Bevölkerung
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich erstmals seit seinem positiven Corona-Test per Video zu Wort gemeldet und an die Bevölkerung appelliert, bei der Eindämmung des Virus mitzuhelfen. Der 40-Jährige postete die Aufnahme am Sonntag auf seiner Facebookseite. Vor hellgrauer Wand neben einem Blumenstrauß in weißem Hemd und blauer Strickjacke bedankt sich der Gesundheitsminister zunächst für die vielen Genesungswünsche, die ihn erreicht hätten. "Mir geht's so weit den Umständen entsprechend ganz gut. Die Erkältungssymptome sind bisher jedenfalls, toi, toi, toi, nicht stärker geworden", sagte er.
Angesichts der steigenden Zahlen "auch auf den Intensivstationen" appelliert Spahn in dem Video an die Bevölkerung, die Corona-Schutzmaßnahmen einzuhalten. "Bitte helfen Sie weiter mit und hören Sie nicht auf diejenigen, die verharmlosen und beschwichtigen. Es ist ernst. Wir wissen, was dieses Virus anrichten kann, gerade bei Menschen mit Vorerkrankungen und bei den Älteren, den Höchstbetagten." Auch bei jüngeren Menschen könne es zu schweren und schwersten Verläufen kommen. Man brauche jetzt einen Kraftakt: "Mithelfen, konsequent sein, Zusammenhalten". Gemeinsames Ziel sei es, die Kurve abzuflachen und das Gesundheitssystem nicht zu überfordern. Spahn war am Mittwoch als erster Bundesminister positiv auf Corona getestet worden.
Mutmaßlicher Brandanschlag auf Gebäude des Robert-Koch-Instituts
Unbekannte haben nach Angaben der Polizei ein Gebäude des Robert-Koch-Instituts in Berlin attackiert. Gegen die Fassade seien in der Nacht zum Sonntag Brandsätze geworfen worden, teilten die Ermittler am Morgen mit. Es sei niemand verletzt worden.
Gegen 02.40 Uhr hätten Sicherheitsmitarbeiter mehrere Personen entdeckt, die Flaschen geworfen hätten. "Dabei soll auch eine Fensterscheibe zu Bruch gegangen sein. Die Flammen konnte der Mitarbeiter löschen", heißt es im Polizeibericht. Die Verdächtigen seien unerkannt entkommen. "Da eine politische Motivation bei der versuchten Brandstiftung geprüft wird, hat der polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes die weiteren Ermittlungen übernommen", teilte die Polizei mit.
Merkel fordert Bürger auf, Kontakte zu reduzieren
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Bürger angesichts stark steigender Corona-Infektionen erneut eindringlich zu einer Einschränkung der Kontakte aufgefordert. Merkel sagte in ihrem wöchentlichen Podcast, ihr Appell vom vergangenen Samstag sei noch unverändert gültig und werde deshalb wiederholt.
Die Bundesregierung teilte mit, mit diesem ungewöhnlichen Schritt wolle die Kanzlerin unterstreichen, wie ernst die gegenwärtige Situation in der Pandemie sei. Merkel bat darum, ihren Podcast noch einmal anzuhören und ihn Freunden vorzuspielen, für die er noch neu sei. Es gelte heute "noch dringender" das, was sie vergangene Woche gesagt habe - "Wort für Wort". Das Gebot der Stunde heiße "Kontakte reduzieren."
"Wenn wir uns alle daran halten, werden wir alle zusammen die gewaltige Herausforderung durch dieses Virus auch bestehen", betonte Merkel. Das sei ihre Grundüberzeugung. In dem wiederholten Podcast rief Merkel die Menschen auf, ihre Kontakte außerhalb der Familie deutlich einzuschränken und auf alle Reisen zu verzichten, die nicht zwingend notwendig seien. Deutschland befinde sich in einer sehr ernsten Phase des Virusausbruchs.
"Die Pandemie breitet sich wieder rapide aus, schneller noch als zu Beginn vor mehr als einem halben Jahr." Nun zähle jeder Tag. In dieser Lage reiche es nicht mehr aus, Abstand zu halten und Maske zu tragen.
Nach Zweifel an Alltagsmasken: Ärztepräsident rudert zurück
Zwei Tage nachdem er den Nutzen von Alltagsmasken bei der Bekämpfung der Pandemie in Zweifel gezogen hat, ist der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, zurückgerudert. "Die aktuelle Evidenz aus vielfältigen Studien spricht für einen Nutzen des Mund-Nasen-Schutzes", teilte er am Freitag mit.
Seine Aussagen hätten zu erheblichen Irritationen geführt, die er sehr bedaure. Reinhardt hatte in der ZDF-Talkshow "Markus Lanz" gesagt, er sei von den Alltagsmasken nicht überzeugt, "weil es auch keine tatsächliche wissenschaftliche Evidenz darüber gibt, dass die tatsächlich hilfreich sind. Schon gar nicht im Selbstschutz und wahrscheinlich auch nur ganz wenig im Schutz, andere anzustecken". Das widerrief er am Freitag: "Die Studien weisen darauf hin, dass sowohl die Übertragung auf andere als auch die Selbstansteckung durch Alltagsmasken reduziert wird", sagte er der Mitteilung zufolge.
Reinhardt war für seine Aussagen von der Ärztegewerkschaft Marburger Bund krisitiert worden. Die Vorsitzende Susanne Johna hatte gesagt: "Diese persönliche Auffassung des Bundesärztekammer-Präsidenten steht im Widerspruch zur aktuellen Studienlage und ist geeignet, das seit Monaten wirksame und evidenzgestützte Konzept zur Minimierung von Infektionen zu diskreditieren." In einer gemeinsamen Mitteilung betonten Reinhardt und zahlreiche Vertreter von Medizinerverbänden - darunter Johna vom Marburger Bund - am Freitag, dass die Evidenz für einen Nutzen spreche. "Trotz aller noch bestehender Unsicherheit resultiert aus den Daten aus Sicht der Unterzeichner die klare Empfehlung zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes", heißt es in der Mitteilung.
Mehr als 1500 Bundespolizisten in Corona-Quarantäne
Der Präsident der Bundespolizei, Dieter Romann, hat angesichts steigender Corona-Infektionszahlen an die Mitarbeiter seiner Behörde appelliert, sich im privaten Bereich besser vor Ansteckung zu schützen. In einer Videobotschaft an die Polizeibeamten sagte er am Freitag, aktuell seien 136 Mitarbeiter positiv auf das Virus getestet. 1574 Bundespolizisten befinden sich nach seinen Worten derzeit vorsorglich in Quarantäne.
"Wenn wir ausfallen, geht das Licht aus", mahnte Romann. Deshalb hätten alle Mitarbeiter der Bundespolizei die Pflicht, sich möglichst gesund zu halten, "das gilt auch im privaten Bereich". Dort seien die Risiken höher als im Dienst. "Vermeidet Infektion, auch wegen möglicher Langzeitfolgen", appellierte er an die Beamten. Zum Schluss gab er ihnen noch einen scherzhaften Rat mit: "Essen Sie jeden Tag drei Knoblauchzehen, das hilft zwar nicht unmittelbar gegen das Virus, sorgt aber dafür, dass euch niemand zu nahe kommt." An diesem Wochenende etwa hilft die Bundespolizei mit 500 Einsatzkräften in Berlin bei der Durchsetzung der Corona-Regeln.
Gesundheitsministerium rechnet mit Impfstoff frühestens Anfang 2021
Das Bundesgesundheitsministerium geht weiterhin davon aus, dass ein Impfstoff frühestens zu Beginn des kommenden Jahres verfügbar sein werde. Das Robert-Koch-Institut arbeite bereits an einem Konzept, wer vorrangig geimpft werden sollte, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Zwischen Bund und Ländern liefen zudem derzeit Abstimmungen. Zu Berichten, dass der Bund die Länder aufgefordert habe, Impfzentren zu benennen, wollte sich der Sprecher nicht äußern.
Bundesgesundheitsminister Spahn hatte zuvor dem Spiegel gesagt, es sei auch möglich, dass der Impfstoff erst nach März zugelassen werde. Ähnlich hatte sich am Donnerstag der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, geäußert. Spahn dämpfte zugleich die Erwartung an die Wirksamkeit von Impfstoffen. "Natürlich wäre es das Beste, ein Impfstoff würde Neuinfektionen verhindern. Aber es wäre auch schon ein Gewinn, wenn er den Krankheitsverlauf milder macht", sagte Spahn, der selbst mit dem Virus infiziert ist. Nach der Zulassung eines Impfstoffes könne es dann sechs, sieben Monate dauern, bis die Bevölkerung geimpft sei - wobei Spahn die Freiwilligkeit der Impfung betonte. Das Magazin wies darauf hin, dass das Interview geführt worden sei, bevor bei Spahn die Infektion festgestellt wurde.
Oberverwaltungsgericht kippt Beherbergungsverbot im Norden
Schleswig-Holsteins Oberverwaltungsgericht hat das sogenannte Beherbergungsverbot für Touristen aus Corona-Hotspots gekippt. Das Gericht in Schleswig stufte die Regelung am Freitag als rechtswidrig ein. Es setzte sie in einem Eilverfahren außer Vollzug bis zu einer Entscheidung in der Hauptsache. Das Beherbergungsverbot besagt, dass Touristen aus Hotspots nur dann in Hotels übernachten dürfen, wenn sie einen frischen negativen Corona-Test vorlegen.
Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hatte die Schleswig-Holsteiner zuvor zu Vorsicht und Rücksichtnahme aufgerufen. Die Lage sei ernst, die Infektionszahlen würden weiter steigen, sagte Günther. Die Regierung habe mit Experten intensiv über das Beherbergungsverbot beraten. Es stehe fest, dass Reisen ein Faktor für die Ausbreitung des Virus seien. Am Montag werde sich die Jamaika-Koalitionsrunde mit dem Thema befassen.
Hamburger Senat beschränkt private Zusammenkünfte auf zehn Leute
Zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Hamburg hat der Senat am Freitag eine weitere Kontaktbeschränkung beschlossen. Nur noch zehn Personen aus zwei Hausständen sollen sich ab Montag im öffentlichen oder privaten Raum treffen dürfen. Die Begrenzung auf zwei Hausstände gilt nicht für familiäre Beziehungen.
Die Stadt Hamburg gilt seit Freitagmorgen offiziell als Corona-Risikogebiet. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts lag der Sieben-Tage-Wert der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner (Inzidenz) am Freitag bei 52,8 und somit über dem kritischen Wert von 50. Die Hamburger Gesundheitsbehörde hatte am Donnerstag 276 neue Fälle gemeldet - so viele Corona-Neuinfektionen wie noch nie seit Ausbruch der Pandemie.
Hamburgs rot-grüner Senat kommt an diesem Freitag zu einer Sondersitzung zusammen, um über weitere Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie zu beraten. Es dürfte unter anderem um eine Beschränkung der Zahl von Personen gehen, die bei privaten Feiern im eigenen Wohnraum zusammenkommen dürfen.
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