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Tiktok: Der Kauf der Hype-App wäre Microsofts größter Coup - STERN.de

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Keine App sorgte innerhalb so kurzer Zeit für einen so großen Hype wie Tiktok. Nun will ausgerechnet Microsoft den Dienst zum Teil übernehmen. Doch die Übernahme würde für beide Seiten viel mehr Sinn ergeben, als man zunächst glaubt.

Es gibt auf den ersten Blick kaum zwei so unterschiedliche Unternehmen wie Tiktok und Microsoft. Hier die Hype-App mit dem jungen Publikum, die wie kaum eine vor ihr für schnellen Erfolg und noch schnellere Unterhaltung steht. Dort das Silicon-Valley-Urgestein, das seinen gigantischen Erfolg in den letzten Jahren vor allem der trockenen Business-Sparte und dem eher abstrakten Cloud-Geschäft verdankt. Nun könnte Microsoft die neue Mutterfirma von Tiktok werden. Und beide würden davon profitieren.

Dass die ungleiche Paarung überhaupt im Raum steht, wurde nach einem stürmischen Wochenende für Tiktok bekannt. Der größte Erfolg des chinesischen Start-ups Bytedance war in den letzten Monaten immer wieder wegen Sicherheitsbedenken und Spionagevorwürfen in den Medien gelandet, zuletzt hatten zahlreiche Unternehmen und Behörden als Sicherheitsmaßnahme die Nutzung von Tiktok auf Arbeitsgeräten verboten. Am Ende hatte sich sogar der US-Präsident gegen die App positioniert: Er werde Tiktok das Geschäft in den USA verbieten, verkündete Donald Trump Ende letzter Woche.

Microsoft bestätigt Gerüchte

Da war es zunächst überraschend, dass am Freitag erstmals gemeldet wurde, dass ausgerechnet Microsoft Interesse an einem Kauf der App hätte. Die Gerüchte wurden im Laufe des Wochenendes um einige Details erweitert, am Sonntag legte dann Microsoft-CEO Satya Nadella die Karten auf den Tisch: Der Konzern befände sich tatsächlich in Gesprächen mit Bytedance und der US-Regierung, um das Geschäft in den USA, Kanada, Australien und Neuseeland zu übernehmen, bestätigte er in einem Blogpost. Er habe sogar mit dem Präsidenten persönlich über dieses Thema gesprochen.

Dass nun ausgerechnet Microsoft die laute Musik-App kaufen will, ist auf den zweiten Blick gar nicht so abwegig, wie es zunächst erscheint. Der IT-Gigant und die Hype-App können zu dem Geschäft jeweils etwas beisteuern, dass dem anderen fehlt.

Ausgleich für verpasste Chancen

Für Microsoft ist Tiktok die Chance, gleich zwei große Schwächen der letzten Jahre auszubügeln. Obwohl Microsoft zu den ersten großen Konzernen des Internetzeitalters gehörte, verpasste es der Konzern bislang, sich im gigantischen Geschäft des sozialen Netzes zu etablieren. Während die anderen Giganten Facebook mit dem gleichnamigen Netzwerk, Instagram und Whatsapp, Google mit Youtube und Amazon mit dem Spielestreaming-Platzhirsch Twitch jeweils ein heißes Pferd im Rennen um die sozialen Plattformen haben, waren Microsofts Versuche bisher gescheitert. Obwohl Microsoft sich mit Skype und zuletzt dem Twitch-Konkurrenten Mixer im Laufe der Jahre durchaus spannende, aufstrebende Dienste einverleibt hatte, gelang des dem Konzern nicht, diese dann zum Erfolg zu führen.

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Bei Tiktok wäre das gar nicht mehr nötig: Die App ist in den letzten drei Jahren rasant gewachsen und meldete letzten Herbst erstmals eine Milliarde Nutzer weltweit. Allein in den USA sollen 100 Millionen Nutzer regelmäßig durch die schnellen Videoclips bei Tiktok zappen, das wäre mehr als jeder vierte Amerikaner. Microsoft hätte mit einem Schlag eines der erfolgreichsten sozialen Netzwerke im Portfolio.

Das würde auch an anderer Stelle helfen: Microsoft hat, sieht man von der Spielkonsole Xbox mal ab, quasi keinen Zugang mehr zu einem jungen Publikum. Während man in der PC-Ära nicht an dem Konzern vorbeikam, ist er für die Smartphone-gewöhnte jüngere Generation weit entfernt. Die Office-Suite und Windows kennt man vielleicht von Schule oder Arbeit, Coolness strahlen sie nicht aus. Das könnte Tiktok ändern.

Tiktok will vom Microsoft-Image profitieren

Im Gegenzug ist es für Tiktok genau diese solide Langeweile, die Microsoft als Käufer so interessant macht. Die App ist den US-Behörden wegen ihres Datenhungers ein Dorn im Auge. Vor allem, dass die Daten von Millionen Amerikanern in China landen, treibt die Sicherheitsbehörden und zahlreiche Abgeordnete auf die Barrikaden. Microsoft könnte diese Bedenken beschwichtigen. Der Konzern hat sich mit zahlreichen Firmen- und Regierungsaufträgen einen Ruf als zuverlässiger Partner auch bei sensiblen Aufträgen erwiesen, konnte sich letztes Jahr selbst den bitter umkämpften JEDI-Auftrag sichern, mit dem das Pentagon die Koordination der US-Streitkräfte ins 21. Jahrhundert holen will. Verspricht Microsoft, die Nutzerdaten der 100 Millionen US-Nutzer von Tiktok in Amerika zu halten, dürfte das die Bedenkenträger beschwichtigen.

Auch in Bezug auf die aktuell größer werdenden Monopolbedenken gegenüber den Tech-Konzernen wäre Microsoft ein geeigneter Kandidat. Als einziger der größten fünf US-Unternehmen muss sich der Konzern gerade nicht wegen Vorwürfen des Missbrauchs von Marktmacht vor dem US-Kongress rechtfertigen. Aus Sicht der Kartellbehörden dürfte wenig gegen die Übernahme sprechen: Während Microsoft sein Geld vor allem mit kostenpflichtigen Diensten verdient, setzt Tiktok auf Werbeeinnahmen. Der Einkauf würde also nicht für eine Monopolstellung sorgen, sondern sogar dafür, dass Facebook und Google im Werbegeschäft einen neuen, mächtigen Konkurrenten erhielten.

Viele Fragen bleiben offen

Noch sind längst nicht alle Details zum Deal bekannt. So stellt sich die Frage, ob die geplante Trennung eines Dienstes und ihrer Daten auf zwei Betreiber so ohne weiteres umsetzbar ist. Schließlich müssten die beiden Dienste ja miteinander kompatibel bleiben, um ihren Reiz zu behalten. Ebenfalls offen ist, ob Microsoft sich von Skandalen der chinesischen Mitbetreiber abgrenzen könnte. Tiktok hatte etwa der Demokratiebewegung in Hongkong vermutlich auf Druck der chinesischen Behörden die Bühne versagt. Für Microsoft wäre ein solches Vorgehen wohl kaum zu denken. In der Wahrnehmung der Nutzer wird sich der Konzern von ähnlichen Vorfällen aber wohl nur schwer abgrenzen können.

Gute Verhandlungsposition

Auch über den möglichen Verkaufspreis ist nichts bekannt. Dass nun ein Verbot der App im Raum steht, dürfte allerdings vor allem Microsoft in die Karten spielen. Tiktoks Geschäft außerhalb Chinas wurde von seinen Aktionären mit gut 50 Milliarden Dollar bewertet, berichtete "Reuters“. Der Preis entspricht etwa dem 50-fachen der erwarteten Jahreseinnahmen. Doch das dürfte kaum zu halten sein, wenn die App tatsächlich verboten wird. Microsoft wird den Preis vermutlich ordentlich drücken können. Nimmt man den Konkurrenten Snapchat als Maßstab, dürfte ein Verkaufspreis zwischen 12 und 25 Milliarden Dollar realistischer sein.

Und dann ist da noch die Frage nach der Genehmigung des Geschäfts durch die US-Behörden. Obwohl selbst konservative Politiker ihre Zustimmung signalisierten, der Trump-Verbündete Senator Lindsay Graham nannte den Deal etwa ein "Win Win“, ist die Zusage der Regierung längst nicht in trockenen Tüchern. Donald Trump kam zwar bisher seinem Versprechen vom Freitag noch nicht nach, den Dienst "morgen“ zu verbieten, aber vom Tisch ist die Drohung damit nicht.

Das liegt möglicherweise an der Abneigung des US-Präsidenten gegen Tiktok. Neben der Nähe zu China könnte die einen persönlichen Grund haben: Für eine Wahlkampfveranstaltung Trumps in Tulsa im Juni waren über eine Millionen Besucher erwartet worden, es erschienen aber nur wenige Tausend. Als hauptverantwortlich für die Blamage galten Online-Aufrufe, sich die kostenlosen Tickets zu reservieren, um unhaltbare Erwartungen zu schüren und so den Präsidenten vorzuführen. Der wichtigste Kanal für diese Schmach-Aktion: Tiktok.

Quellen: Microsoft, Reuters, Wall Street Journal




August 04, 2020 at 01:51AM
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